Strandg(l)ut

"Immer wandere ich auf diesen Stränden, zwischen Sand und Schaum.
Die Flut wird meine Fußstapfen auslöschen und der Wind den Schaum fortblasen.
Aber das Meer und der Strand werden übrigbleiben. Ewig." (Khalil Gibran)

Erste Flamme

Am Spülsaum
der Zeit
Träume
wie Treibholz
gerundet
vom Geröll der Jahre
verströmen
im Feuer
der Erinnerung
noch einmal
den harzigen Duft
der Melancholie

© by Dietrich Pietsch
Bild
Ans Meer

Nichts kann ich mehr,
noch weniger
als Moos von diesen Zeiten schaufeln,
um Stück um Stück
im Spiegel, der die Gegenrichtung zeigt,
zu orten was ein Leben taugt.

Komm fahr mit mir ans Meer,
du Ich aus einer and’ren Zeit,
wo’s galt, sie schludrig zu verschwenden.

Wer weiß schon, wo wir alle waren,
wer weiß schon,
wo wir alle enden.

© by Tom Walter
Im Ambra

Im frühen Sand
noch feucht von der Nacht
entdecke ich zwischen
Muscheln und Tang
eine Träne der Freya
perlend getragen
von flüssiger Zeit
dunkel vom Licht
matt vom Salz
und vom Wind

Später erst
weit fort vom Meer
finde ich darin
die Sprache der Fische

© by Anna
Ging es auf gutem Grund

Ging es auf gutem Grund, wär es ein Missverstehn,
was liegt denn schon am Meer, und wer gibt dort die Tiefen zu,
die mit der Brandung gehn.

Es hat der Sand dort kein Gespür für Fragen,
und hätt der Wind dort ein Panier, dann das,
zur Frage sich die Antwort drehn.

Daß sich die Dinge drehn, wir sind geübt darin,
wir heben, was wir sehn, dem Blick für später auf,
und später meint, man kommt sich niemals drauf.

© by lester
jener flache stein

wie weiß
der strand
mir begegnet

korbgeflecht
möwen
schaum
auf dem hellen
wasser

nur der sand
erschrickt
unter dem langen
schatten

ich möchte
mein schwarz
absetzen
auf jenen flachen
ruhigen stein
am rande

im rücken
letzte sonne

© by Bess Dreyer
Perle

Die Welt
ist eine Perle
in der Auster
des Nichts.

© by Khalidah
muschelsucher

wind im haar
und salzige haut
schatten liegen
zerknittert
im sand
schillernd
wie perlmutt
verloren
geglaubte worte

© by Marianne Rieter
brandung

der beweis dafür
das man in einer muschel
wirklich das meer
rauschen hören kann

ist der sand
in den augen
am nächsten
morgen

© by Felix Wetzel
gedicht von der klippe

da wären dann muschelschalen
und tang
auch alte kondome und
tomatisierte plastikflaschen
bar jeden inhalts
an dem spülsaum eines lebens
das ich versuche
nicht als meines zu begreifen
mit tidenhub und flut
und alle paar jahre
mal ein leuchtwurmgrün
spritzendes rolliges
elmsfeuer damit wir wissen
dass da noch was ist.
außer uns.

© by Elsa Laska
Bild
Adriane

So oft warst du hier
an diesem Strand
und hier bleibst du
in diesem Tosen
das nur ist
was wir waren
ein Wogenschlag
im Meer
des Augenblicks

Was vergeht
verbleibt in dem
was ich besitze
die Wellen
der Wind
alles hält
wenn ich es sehe

© by Dietrich Pietsch
meer mann

in diesen augen
baden gehen

am saum dieses lächelns
die zehen kühlen
und zwischen den ohrmuscheln
nach perlen tauchen

wie ein lungenfisch
durch die gischt schnellen

wieder unter der haut
die stille verpacken

einander erst entsteigen
wenn alles salz
zu säulen erstarrt ist

© by fenestra
Steuermann

Ich bin ein Steuermann der Fantasie,
schreit übers Deck verlorener Gedanken.
Um tiefer zu ergründen schneid ich sie
in Stücke: sieh! Es sind stets morsche Planken!

Ich weiß schon lang nicht mehr, wie groß mein Kahn
einst war, als ich begann, ihn zu zersägen.
Ich wußt' es nie. Denn daher rührt mein Wahn:
ihn zu ergründen. Ohne zu erwägen,

dass dieses Boot allein mich trägt im Fluß
und auf den Meeren. Ich bin ein Steuermann
der kaum noch weiter kann, doch immer muß.
Komm ich dereinst, und dann, als Treibgut an?

Mir ist, als würde mit dem Schiff der Ort
vergehn, dem es einst zugewiesen war.
Sinkt es zum Grund, dann bleibe ich wohl dort:
bleib' in Gedanken, aller Gründe bar.

© by Erebus
an eine düne

ich lieg in deinem schoß
in diesen formen
fest und warm
die der wind beschreibt

die meeresbrandung fern
ein möwenschrei
ein wolkentanz
ist alles was hier bleibt

mein stolz ein bündel gras
gedanken eine handvoll sand
und alles eint
und alles eint
soweit es lebt und leibt

© by morgana
Korallenfängerin

manchmal sieht sie ein Schiff
vorbeiziehn und versinken
an einem Ort weit hinter ihrer Welt

manchmal kehrt eins zurück,
dann kommen auch die Vögel
und lachen

und manchmal, wenn die Nacht
voll Mond ist und der Wind noch leer,
dann ist sie vor den Wellen dort

und alles, was vom Tage übrig blieb,
fängt sie mit ihren Blicken ein

© by Anna
Strandglut

wäre ich Meer
und Küste sie

ich legte
um Armende
den Wind
und Brandung
ihr zu Füßen

und mich
in Tropfen zu ihr
auf nackten Stein
wäre ich Meer
und Küste sie
nur oft genug

bis sie mir
ganz Treppe wird
und Ufer brennen

© by Martin Mooz
Schwärmkraft III

der ruht als ufer
in gezeitenwende
als mond
die see in aufruhr treibt

schleicht ein sich in austern
und willst du kommen
schenke ich dir gestalt
hülle dich in
seide
sei

© by Khalidah - Vollversion
Poseidons Braut

Wenn ein Augenblick
den Horizont
verschwimmen lässt

Jedes denkbare Gefühl
mich davonträgt
wie eine Welle
um dann
über mir zu brechen

Wenn Worte
Wolkenmäntel tragen
und Sehnsucht nur
noch Rauschen ist

Ich Tage, Stunden
und Sekunden
zähle
wie Sandkörner
auf meiner Hand

Wenn ich zeitlosen
Spuren folge
und mir Flügel wünsche
für den Weg
zu dir

Dann weiß ich wieder
warum ich
das Meer so sehr
liebe.

© by Brit Krostewitz
Bild


Info zur Anthologie

Diese Gedichtsammlung begann im Juli 2004 und trägt im Laufe der Zeit lyrische Fundstücke aus dem Internet zusammen. Ein Ende bzw. Abschluss dieser Sammlung ist nicht geplant. Wenn Sie also weitere, hierher passende Gedichte haben, können Sie uns diese gerne zusenden. Eine Veröffentlichung kann jedoch nicht garantiert werden.

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