Liebe II

Bild
Du V

Du bist
so weiß und rein
und doch
so oft
zu Scherben
zersprungen
verzweifelt
hoffnungslos
gebrochen
liebe ich
jeden Riss an dir
die Krater
und Narben
die ungläubig fragen
"Warum?"

In deine Tränen
fiel weißes Licht
und zerbrach sich
zu verborgener
Schönheit.

Darum.
Du

Müsste ich eine Kerze entzünden
für all das
was ich dir nicht sein kann
wären die Weltvorräte
der nächsten Jahrhunderte dahin.

Doch du verzeihst mir.
Du weißt
dass ich nur Wasser bin.
Du II

Es reicht nicht
wenn dir jemand zuhört
dich ansieht
dich in den Arm nimmt
und dich lieb hat.
Es reicht nicht
wenn es jemand ist.

Wo bist du?
Du IV

Die Erde bebte
Krusten zerbrachen
und Feuerfontänen
warfen sich
dem Himmel entgegen.

Vor der Tür
im Epizentrum
meiner Erschütterungen
standst du
tratest nur verlegen
von einem Bein
aufs andere
und fragtest:
Stör ich?

Mein Kopfschütteln
hatte die Stärke 7.
Bild
Du VI

Du schläfst
nur spärlich bedeckt
von den Gewändern der Nacht.
Dahingegossen
zwischen Falten
schimmernden Satins.

Und die Decke
meiner streifenden Blicke
rutscht immer wieder
von deiner weichen Haut herab.

So verbringe ich die Nacht
dich zuzudecken.

Und während
erstes Morgenlicht
die Sterne vernascht
bleibst du
wie süßer Wein
der seit Jahrhunderten
geheimnisvoll
schlummert und reift

ein weitere Nacht
unberührt.
Du VII

Manchmal
ist es die Wand
an die zurück
geängstigt
du letzten Halt
zu finden glaubst.

Manchmal
auch Sehnsucht
die dich
ähnlich stark
ähnlich nackt
an mich drängt.

Manchmal
findet uns das Leben
verliebt oder verzweifelt
wieder

und ich immer dich
in meinen Armen.

Bin für alle Seiten Du da.
Du VIII

Du in meinen Armen:
Vielleicht weil ich dich sehr gern habe.
Vielleicht auch nur aus Gewohnheit
oder weil es kalt wäre allein.

Sind doch von Milliarden Bruchstücken
eines verzweifelten Weltmosaiks Sehnsucht
nur zwei Scherben im Kitt der Nacht

und ich halte dich fest.
Du X

Manchmal,
wenn du schläfst - wie
ein leeres Auto, in dem nur
noch ein Lämpchen Atem
blinkt - wünsche ich, da
wäre eine Parkuhr, die
man füttern
könnte, mit
dem was
greifbar
noch vom
Tage blieb,
dass sie
bezeugt,
wie teuer
uns das
Leben ist
und Wache hält:
"Diese beiden hier sind nur Kurzparker!"
Du IX

Stiehlst mir nachts
so oft die Zweige
dir ein Nest zu bauen
wenn du schläfst.

Wirfst Kissen
zu Gebirgen auf
an deren Hängen
Träume gletschern.

Liegst später dann
wie Samen nackt
in einer Erdenfurche.

Und ich weiß nie
ob man dich gießen
oder brüten soll.
© 2000-2004 by Martin Mooz