"Die Lampen stammeln und wissen nicht: lügen wir Licht?
Ist die Nacht die einzige Wirklichkeit seit Jahrtausenden..."
(Rainer Maria Rilke)
Der Alp
Und dann
wälzt sich die Nacht
allmächtig und stinkend
auf dich
und dein kleines Geheimnis
Blut unter den Nägeln
und das Messer in der Faust
stichst du
Löcher in die Luft
dreiundvierzig
vierundvierzig
fünfundvierzig
tote Schafe
und kein Morgen
© by Hannah Rieth
albkalb
manche nacht
schweißhaut
schwarzgrauennacht
die zähne geballt
die fäuste
zusammengebissen
ein reißen und winden
um bleiglieder in atem zeit lupe
ein zähes gifttränken
ein jähes
WECKschrecken
PRALLfallen
ins
dochnochhier
© by morgana
nachtmahr
hades-still kocht
blut
tumb als ob er
klirrt
schwirrt wund der arzt
vor
spott im nacht-trug
erst
regt not uns schrill
an
hades-irr pocht
wut
© by wPsZ_pD
meine orte
ich sollte meine orte
häufiger inspizieren.
im dachgeschoss
meines hauses ist der
psychiater eingezogen.
er hat jetzt ein feistes
gesicht und treibt es
mit einer früheren freundin,
die ihre nase und
ihren namen
begradigt hat.
immer wenn die tage
knochig werden
und die not dicht
aufrückt, träume ich
von diesen fetten
innensichten ohne
ergebnis,
von wertlosen schönheits-
reparaturen, von neuer
existenz.
ich stehe verwirrt
vor dem geöffneten schlaf-
zimmerschrank,
wenn ich aufwache,
oder am abgang
zum keller.
gestern fand ich mich
erstmals bei der treppe
zum boden,
als der traum fiel.
© by Bess
Dreyer
alb
die nacht kriecht
aus den augen
einer ratte.
aus mäulern
geifert
grüne gier.
gebeine
schreiben zeichen
in das dunkel,
der hexen
atem sucht
nach mir.
an meiner furcht
ergötzen sich
die weiber,
sie stoßen
nadeln
in ein herz.
des teufels
vögel nisten
in den haaren,
ein flehen
schick`ich
himmelwärts.
die glut
der tausend
albtraumfeuer
gebiert
geheime formeln -
zauberwort.
greise münder
murmeln schwüre.
weh mir.
es reißet mich
hinfort.
kahler schädel
grinsen.
ein verschlag`ner blick.
es gellt
der neugebor`nen schrei`n.
ich fall`
zu boden,
ohne hoffnung.
wissend.
ein ende
findet hier
mein sein.
© by Annett Friebel
tusche
es schlägt dir eine albtraumnacht
die pranke in den jungen tag
dass jede klaue
einzeln in den mittag
hinzerfließt
wie schwarze tusche
erst
der abend blutet warnung
vor
dem wagnis abermals
das lid zu senken.
© by tongue
traumtier
mein tier ist ein metallenes rasseln
mein tier ist ein schürfen, ein schiefern, ein lebloses leben
mineralisch versiegelt: planetenherz
jedem sein tier, doch keinem dasselbe
ich hätte mir einen brennenden adler gewünscht
einen jaguar wie phosphor
mein tier erregt abscheu und angst, es hat keinen namen
ich sah es im traum, der traum ist unfehlbar
jeden findet sein tier, mich fand das meine
ein rasseln, ein knirschen, ein lebloses leben
mein tier bricht mir stunden aus dem schlaf
und fügt sie ins wachen
mein dröhnendes uhrwerk aus erz
mein unfehlbarer irrtum
wie mich geleiten? mein verschwimmendes fleisch?
das tier zwingt mir seinen nichtnamen ins ohr
eine hämmernde sehnsucht
ein schaben, ein schüttern, ein lebloses leben
© 2004 by Wolfgang Ratz
Alp
Der schmerzverzerrte Körper
fällt aus dem Nichts
in den Minusbereich
auf schimmeligen Boden
Die Luft ist dünn
und schmeckt
nach rostigem Metall
Schleichend
wie eine halbtote Katze
beginnt
der Prozess des Auflösens
Erinnerungen
an das was noch Sinn machte
tropfen wie geronnenes Blut
aus den Ohren
Den letzten Worten
versperrt ein Dornenstrauch
den Weg
und der Gesang der Kröten
wird lauter
Aus der splitternden Dunkelheit
sticht eine faulige Hand
den verdienten Orden
in die nackte Brust
Die letzte Aufgabe
scheint erfüllt
Die letzte Aufgabe
Aufgabe
© by Brit Krostewitz
Info zur Anthologie
Diese Gedichtsammlung begann im Oktober 2004 und trägt im Laufe der
Zeit lyrische Fundstücke aus dem Internet zusammen. Ein Ende bzw.
Abschluss dieser Sammlung ist nicht geplant. Wenn Sie also weitere, hierher
passende Gedichte haben, können Sie uns diese gerne
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Eine Veröffentlichung kann jedoch nicht garantiert werden.
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