letzte Poesie

Feuersbrunst

I - genoppt


Sicher sein,
dass wirklich alles
reibungslos verläuft:

Was immer
Ausschlag gebend
für uns ist,
wir tragen es
nach innen.

Schon der Morgen
entzündet sich
wieder nicht
an uns.


II - Flächenbrand

Wo die Liebe hinfällt:
einmalig lichterloh
ein Mensch gerodet.

Zum Kopfschütteln,
sage ich dir noch
und war doch auch
ein Feuerblüher.

Auf Aschebahnen
rennen wir
mitten ins Verderben.


III - Kunst?

Ein blasses Feuerfirmament
in Kathedralen unsrer Lust
auf feuchten Putz
geatmet.

Ein Faltenwurf, schwarzgerändert
auf unsern Laken
viele tausend Morgen weit.

Diese Liebe wird uns dauern.
Lange noch,
irgendwann.


IV - Scheiterhaufen

Das Geschichte
meines Mittelalters:
Haufen weises Scheitern.

Und nun du, die ich
darauf bette, dir sage:
Wärme dich ruhig!

Dass du dich nicht
in Luft auflöst:
Genug Pech haben.
Einmal nur.


V - Landstreicher

Hoffentlich
kein Streichholz,
denke ich
vor deiner Tür
entzündet:

Eins, das schon zu lange
um Häuser gestrichen,
vielleicht nur Wundbrand hat.


VI - geerdet

Auch du, Alleinstehende,
dereinst von einem Blitz
zum Trümmerfeld zerlegt,
das fortan frierend
auf den nächsten hofft?

Siehst du, dein letztes Stück Rinde,
meinen Zweig und etwas Faserwolle.
Wir tun es zusammen.

Es wird genügen
müssen.


VII - vereinfacht

Gleichgültig,
was die Menschen
nachts in Häusern
unter Decken
fein säuberlich
und ausziehbar
zusammenlegt:

Es wird doch
jeden Morgen
neu entfacht.

12/2004
verknallt

Wie trefflich sich das Fadenkreuz aus unsren Lebenswegen einst erweisen wird?
Wer weiß das schon: War Liebe nicht im Lauf der Dinge nur ein Pulverdampf, der
 stahlummantelt schlief, und je ein Mensch, der sie am Abzug hindern konnte?
...................................So oder so:...................Hier zwischen uns all
..........................................diese..................leergeschossnen Hülsen, die,
..............................................egal..........wie großkalibrig, doch niemals
..............................................völlig in das Schwarze trafen. Wie denn auch!
..................................................................................Meine dunkle Seele
...................................................................................gleicht einem Planetarium
.....................................................................................und jeder Stern darin,
.....................................................................................lichtblutend Hüllenbruch,
.......................................................................................eins deiner Worte war.
........................................................................................Aufdämmernd erscheinen
..........................................................................................wir uns in Nachthimmeln:
............................................................................................unsterblich ineinander
.................................................................................................verschossen.

.......................................................................................................8/2005
zusammen hängend

Ein Drahtseilakt, dem Strom zu folgen,
der sich durch dieses Dasein spannt!

Hangeln wir uns nicht stets
von einem Mast zum nächsten?
Wieder und noch weiter:
Ein Wunsch, ein Traum, ein Herz,
die Haltestellen unsrer Schwebebahnen.

Ja, wir hängen aneinander.
Wie viele Traubennester nachts
zwischen Stahlreben und Beton.
Wein nicht, in uns nur süße Schwere,
die manchmal trunken machen kann.
Du flüsterst glücklich:
"Die Erde hat uns wieder."

Schwindel ruhig!
Ich halte dich fest.
Die Erde kann warten.

8/2005
Pazifismus

Auch das: du, die letzte Lösung,
wenn bald schon ausgewaschen ist,
was dich hier noch in Spuren trug.

Wo Liebe verläuft, geht sie durch Wände.
Hinter dem Abfluss: ein Korallenherz.
Längst bereit, aus vollen Rohren
zu schießen: vor Hunger.

Und zum Mond,
sagtest du,
hättest du mich.

Stimmte das,
wäre jetzt eigentlich
alles 6x leichter.

10/2005
Feuersbrunft

Seitdem du sagtest,

Dass Liebe Menschen oft wie Bäume fällt,
die sich in einem bald entholzten Land
und leeren Schachteln mit dunklen Köpfen
feuerschwörend aneinander legen.

Dass Liebe mehr ist als ein Feuertraum,
und weil wir axtlos, mit bloßen Händen
uns nur begreifen und umfassen können,
schon Späne sind und Reibungshitze.

Dass Liebe heißt sich zu verlieben,
wir uns mit jeder Faser voneinander nähr'n
und alles, was an uns ist und dazwischen,
in Herzkaminen sich zu Glut veratmen wird.

übe ich, weniger Luft zu holen.

8/2004
Entwicklung

Wir, die aus dem Vollen schöpfen:
noch geben wir jeden Tag
etwas Lebensleine nach
und sorgen uns nur,
ob rissig oder
lang genug,
sie taugt,
vielleicht für einen Abgrund oder Labyrinth,                                                 
aus dem
heraus zu finden
später wichtig wäre
und können nicht denken,
einmal mit leeren Händen dazustehn.


Weil alles sich entwickeln wird, will ich nur hier und weiter
im Faltenwurf der Zeit mit dir verwunden sein
und meine leeren Hände einst in deine legen.

9/2003
Ent-Wicklung II

Komm zu mir am Abend,
mit allem was vom Tage
an dir haften blieb
und schäme dich nicht.

Wir sind doch Spindeln nur,
die durch Flimmerstaub rotieren
und stets begreifen wollen,
was sich in Fasern um uns legt.

Deshalb - schäme dich nicht!
Nicht für Verschlissenes
und was in deinen Händen
dir unansehnlich scheinen mag.

Was an uns wächst, webt sich zu Größ'rem:
ist ein Kokon aus Lebenswolle nur
für diese Erde, die wie wir
allein in Kälte kreist und friert.

Komm, leg dich zu mir.
Die Nacht wird uns entkleiden,
wenn sie durch die Plantagen
erntend geht und an uns zerrt.

Ich möchte neben dir erwachen
und sehen wie du wirklich bist.
- Ein wenig hölzern vielleicht:
spindeldürr, atemlos und nackt.

8/2004
6 aus 49

Fallende Kugeln.
Viele Kreuze umsonst
in den Sand gesetzt und
Einige die irgendwie
mehr Glück hatten.

Nicht vieles anders
diesen Samstag oder
vielleicht nächste Woche.

Irgendwie fallende Kugeln.
Einige die Glück hatten.
Und viele richtige Kreuze
im Sand.

3/2003
zu Beginn des 2. Irakkriegs



Nach einigen Jahren poetischer Abstinenz gibt es seit 2009
mit Sonnenheimweh.de ein neues Lyrikprojekt von mir.
© by Martin Mooz