Alma Marie Schneider

Geboren 1952 in Mittelfranken.
Beruflich arbeite ich als Projektmanagerin auf dem Gebiet Spracherkennung und Sprachverarbeitung.
Ich mag Kunst in jeder Form, die Philosophie und die Natur.
Interessiere mich für fremde Kulturen und Bräuche, das Unerklärliche, Komische, Sonderbare, die Nichtlineare Dynamik und Archäologie.
Hmmm und ziemlich neugierig bin ich auch.
Kam nicht umhin

Von Anbeginn
mein Begreifen
im Glockenklang
unserer Augen.
Hände wie Tänzer
im aufgeknöpften Kleid
waren stark
und liebten alle Dinge.
Grünten
wie der Frühling dort
in verwuscheltem Haar
mit tausend Lerchen.
Leben

Mein Leben,
wie feiner Sand
rieselt es durch
die Fugen der Zeit,
sammelt sich
in den uralten Bechern
brennender Sehnsüchte.
Meine Sonne
gebiert Licht
und wenn das
Jahr ausatmet,
das Sehnen gegen
den Himmel wächst,
zähle ich die Diebe,
dort, wo es
am Lautesten ist.
Aufgebrochen

Mein Land
habe ich verlassen,
das Blühende.
Das Delta der Flüsse,
die mein
Leben bestimmten,
die mich mitrissen
und wieder
anschwemmten
im Strom
der Zufälligkeiten.
Manchmal
in das Uferlose.

Nun mäht
der Silberwind
mein Feld,
wie immer flüstert
die Zeit.
In der Nacht

Ich frage dich nicht
nach der Kunst zu fliegen
oder nach den ungesagten Worten,
doch an den Rändern der Nacht
wächst die Zärtlichkeit
aus dunklen Augen
Small Talk

Worte- dahin gesagt
alles ausgelassen
nichts eingeschlossen
gedrehte Wendungen.

Worte- ohne Adresse
herumstreunend wie
herrenlose Hunde
small talk eben.

Und doch- aufgelesen
lärmen sie laut in uns
hinterlassen Spuren
wie zu enge Stiefel.
Der Herbst in mir

Wie oft
habe ich diesen
steilen Pfad genommen,
übermütig Steine gekickt,
lachend,
den Wind im Haar.

Und jetzt -
wenn mir auf halber Strecke
die Puste ausgeht,
möchte ich mich
niedersetzen
und wünschte mir,
der Stein wäre weich.
Warten

Ein Aschenbecher
Dumpfe Worthülsen
Schatten
mitten im Raum

Meine Gedanken
obdachlos
Untergemengt
ins Rot der Tischdecke

Hinter der Theke
ein üppiges Herz
Gläserklirren
Blicke

Stille
Geblitzt (Haiku)

Ein paar Häuser nur
Verborgen im Rosenstrauch
Die Radarfalle
Unterwegs

Die dünne Luft fließt,
die geschlängelten Pässe
erzwingen Konsequenzen.
Über schmale Pfade
keucht Lippenbläue,
die abwärts einen Lachsturz
in die dunklen Wälder schüttet,
während sich über niedrigem Gras
der Tag davonschleicht.
Weiter tragen wir
unsere zerkratzte Haut
über schmutzige Pfützen.
Mein Weggefährte,
mit dem Schweigegesicht,
hält noch die Schatten
in seiner Hand,
als uns jäh
die Nacht verschluckt.



Das Gesetz

Du ahnst den Kreis
an der Spitze des Zirkels.
Die Kröte am Straßenrand,
du ahnst ihren Tod.
Foltervögel streunen im Wind
- bis in die Nerven.
Diese Nacht,
diese mondlose Nacht.
Blut klebt an den Würfeln
- ausgeknobelt vom Gesetz.
Senryû

Mühsam ist der Weg,
der über Angstberge führt.
Du selbst bist die Last.
© 2003 by Alma Marie Schneider