Geboren 1947 in Weimar. Studium
der Germanistik, Psychologie in Frankfurt. Danach Akademie für Marketing-
und Kommunikation und anschließende Tätigkeit in der Werbung und
im Internetbereich. Schreibt Lyrik und Prosa. Lebt in der Nähe von Düsseldorf.
Veröffentlichungen:
- In Anthologien des Geest-Verlages, 49377 Vechta:
Hoffnung.
Geschichten nah an der Wirklichkeit,
herausgegeben von Ute Eppich
Gestorben ist nicht tot. Begegnungen mit Sterben und Tod,
herausgegeben von Ute Eppich
Ein leises Du. Eine Sammlung neuer deutschsprachiger
Liebeslyrik, herausgegeben von Verena
Blecher
- Bess Dreyer: Parallele Orte. Gedichte, Auslesen-Verlag 2007
erstmals
ein neuer herbst wächst sich
durchs dach in worte, finger,
sticht ins sommerherz,
als hätte man noch nie
den ersten frost erlebt.
im ahorn: rot. am horizont
liegt nackt die linie
schwerer erde.
wie flüchtig dünnes eis
den blick zum zaun verstellt,
versteift das jahr
den atem
hinter deinem rücken.
für die reise
wirklich wichtig
wären
die zahnbürste,
buch, stift, papier
und mein kissen.
wie immer jedoch
schleppe ich
den roten
koffer voll vorsorge
über die fremden
treppen.
was am ende
bleibt,
ist das kissen.
einer wird es mir
unter den kalten
nacken schieben.
ich komme leise
ich komme leise
zur nacht aber
der sturm rüttelt
laut in meinen worten
könntest
aus dem weiß des schlafs
hochfahren
haltlos
die blätter und zweige
auf deinem kissen
erschrick nicht
mein atem
geht still
über dich
auf den händen laufen
zeit
tanzender kobold
erdgesteinalt
rückwärts rieseln
lebensjahre
im gedrehten
stundenglas
blendpunkte
bis die augen brennen
im feuer der sinkenden sonne bleiben
den blick dann im bogen
über den himmel zurückziehen
blendpunkte auf dem weg
eiszeitgrün
die mäandernden flüsse
unter der haut
des handrückens
bis zum rückenschlafenden mond
wenn das warten sich endlich
schlafen legt
in den zinksärgen
hellgrüner rem-phasen
dann nimm die sandalen
und renne
am schlagbaum vorbei
um dein begradigtes leben
halt den mund
es bringt nichts
in abgeernteten feldern
hass zu stechen
vielleicht wenn du
das hörgerät
lauter fingerst
mag der wind noch
in trockenen
halmstümpfen rascheln
bewegen
wird er nichts mehr
für dich
auf dem frühling
liegt gift
und die saat neuer sorten
ist wachstumsarm
man kann sie
allein lassen - lang
und leichthin
vom saft schneiden
der tod
kommt dennoch
unerwartet
glaub mir
auch stiefel
hätten dich nicht
lebendiger
vorangetrieben
auf dem sand
bis zum rückenschlafenden
mond
wenn ich jetzt ginge
wenn ich jetzt
ginge,
blieben
die kippen, der kalte
rest in der tasse,
krümel und flecken
auf tisch und laken,
müll, dreifach sortiert,
das metallene
bügelbrett, mittig
im raum, hemden, schlaff-
ärmlig wartend, und wucherndes
unkraut im garten,
befingerte fenster,
veraltete tage im stapel, sauer
geflockt die milch auf dem herd
und das drehen und drehen
der trommel mit schmutz-
grauer wäsche bei wechselnder
richtung,
aber dies ist
das geringere
chaos.
stiller gast
rosen mitbringen
zu tisch,
eingeladen.
der schönste platz
ist gedeckt mit worten,
die nicht dir gehören.
die lettern mitlesen,
den stich ignorieren,
der nicht treffen dürfte
mitten ins herz.
auf dem silber
trocknen tropfen
zu kristall.
dennoch dem blassen
ein lächeln
ins gesicht schweigen
und atem schenken.
die kelle schöpft leben
in die mulde des alters.
auch dies zeichen
will entziffert sein.
tränen schlucken,
die im hals sich sperren
wie das brot,
das man dir weiter reicht.
zu hause
das blut stillen.
mittag
- weit bis in die nacht
morgens klappert es
aus fenstern,
singt der sonntag
in den gärten, aber dann
legt die hitze jeder rede
maulschellen an.
liegestühle schweigen,
unter schirmen schlafen
schattentiere. müde rauscht
die autobahn vorbei,
ein pulsschlag bauscht
sich auf im ohr.
dämmerung, die erde frisst
geschwätzig wasser.
nackte arme, noch um zehn
im freien, käuzchen rufen,
worte finden sich zum wein.
lachen weiter unten bei den stufen.
in den häusern hält sich sonne
auch im dunkeln.
betten sind mit leichten laken,
heißen träumen, schnell gemacht.
dieser tage ist es high noon, mittag -
weit bis in die nacht.
Liegt wohl an der dunklen Jahreszeit
Die einen brennen Kerzen ab,
beschwören das Licht und
suchen eine Botschaft.
Die anderen verbrennen in Not
und strahlen ihre Angst aufs Papier.
Und das sind noch die Glücklichen.
Deren Beschwörungsformeln
einen Bannkreis ziehen können,
den Irrsinn blocken
einen Millimeter vor der Haut.